Den 1.Platz im Werkstattverfahren erhielt das BĂŒro Station C23 – BĂŒro fĂŒr Architektur, Landschaftsarchitektur und StĂ€dtebau, Leipzig (DE).
Nachfolgend ist das Projekt beschrieben (Quelle: http://www.competitionline.com/de/beitraege/78286)
„Zielstellung unseres Projektes ist die Entwicklung eines strategischen Ansatzes fĂŒr die Entwicklung des Gebietes, welcher sowohl die verschiedenen AbhĂ€ngigkeiten in der schrittweisen Entwicklung, als auch rĂ€umliche Potentiale und Entwicklungsmöglichkeiten miteinander vereint. Ein wesentlicher Schrittmacher fĂŒr die Entwicklung sollen hier die öffentlichen FreirĂ€ume sowie die öffentlichen Nutzungen, besonders die Schulentwicklung, sein.
Erster Schritt der BeschĂ€ftigung mit dem Stadtgebiet ist die âFernerkundungâ mittels Luftbild, historischen Karten, thematischen Karten wie Schulnetz, LinienplĂ€ne, Hochwasser, Naturschutz usw., und diverse Statistiken. Darauf folgten mehrere Besuche im Bearbeitungsgebiet, um die Perspektive âaus Augenhöheâ sowie die AtmosphĂ€re des Gebietes an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten zu erkunden.
Die Ergebnisse dieser Analysen wurden kartiert, besondere Orte oder ZusammenhĂ€nge qualitativ und quantitativ dargestellt. Hieraus ergeben sich unsere AnsĂ€tze fĂŒr die stĂ€dtebauliche Struktur und die zeitliche Entwicklung des Gebietes.
StÀdtebauliche Struktur
An der stÀdtebaulichen Struktur des Gebiets lÀsst sich die historische Entwicklung ablesen. Die Bebauung Setzt sich zusammen aus Reformwohnungsbauten, Bauten in WBS 70 Bauweise, StadthÀuser, EinfamilienhÀusern und Zeilenbauten unterschiedlicher Höhe und AusprÀgung. Eine Anpassung an diese heterogene Struktur scheint schwierig, so dass wir vorschlagen, eine ebenso vielseitige Strategie zu entwickeln. Hierzu gehört die Etablierung neuer rÀumlicher Schwerpunkte, die ErgÀnzung bestehender Strukturen, sowie die Anpassung bestehender GebÀude in ihrer Höhe.
Es werden mehrere kleine Quartiere mit unterschiedlicher AusprÀgung entwickelt. Die ErgÀnzung der bestehenden Plattenbauten besteht aus Geschosswohnungsbau mit verschieden nutzbarem Wohnraum, hier ist besonders altengerechtes Wohnen möglich. Die Höhe der bestehenden Plattenbauten wird auf vier Geschosse reduziert.
SĂŒdlich der verlĂ€ngerten HepkestraĂe schlagen wir eine gemischte Struktur mit Wohnhöfen aus einem winkelförmigen Geschosswohnungsbau und als âHinterhausâ einer kleinen Reihe mit EinfamilienreihenhĂ€usern vor. Die Höfe öffnen sich jeweils nach SĂŒden zum neuen Stadtteilpark. Die kleinteilige Strtuktur ermöglicht generationenĂŒbergreifendes Wohnen, mit einem Schwerpunkt auf Wohnraum fĂŒr Familien mit Kindern mit direktem Anschluss an einen privaten kleinen Garten und der NĂ€he zum Park.
FĂŒr den âexperimentellen Wohnungsbauâ auf der FlĂ€che der ehemaligen GĂ€rtnerei schlagen wir vor, jeweils kleine Ensembles aus zwei oder drei (Einfamilien-) WohnhĂ€usern mit einer gemeinsamen ErschlieĂung zu bilden. Diese âMini-Clusterâ können beispielsweise fĂŒr groĂe Familien, Wohn- oder Baugemeinschaften, Wohnen in Kombination mit Ateliers oder WerkstĂ€tten, oder einfach als Wohnhaus mit angeschlossenem Wintergarten-GewĂ€chshaus ausgebildet werden.
Ziel ist es, im gesamten Gebiet durch eine kleinteilige und vielseitige Strukturierung eine lebhafte Durchmischung von Wohnformen und Bewohnern zu etablieren. Zeilen, Geschosswohnungsbau, ReihenhĂ€user, Einfamilenhaus, Baugruppe, barrierefreies Wohnen, flexible WohnungsgröĂen, LaubengĂ€nge, Wohnhöfe, kleine Gemeinschaften â alles ist innerhalb des hier aufgezeigten Rahmens möglich.
PlÀtze, Zentren
Eine Abfolge verschiedener PlĂ€tze zieht sich durchs Gebiet. Im Norden kommt man auf dem Vorplatz des ehemaligen StraĂenbahnhofs an, hier entsteht ein Treffpunkt mit hoher Frequenz im Vorbereich der neuen Schule.
Das âGroĂe Zentrumâ des Gebietes befindet sich am Schnittpunkt Neue SchlömilchstraĂe/ Altenberger StraĂe, es wird gefasst von drei hohen GebĂ€uden mit gewerblicher Nutzung im Erdgeschoss und Wohnungen darĂŒber. Im EG werden flexibel schaltbare RĂ€ume zur VerfĂŒgung gestellt fĂŒr CafĂ©s, Kleinere LĂ€den, BĂŒros, Dienstleistungen oder stĂ€dtische Einrichtungen. Die PlatzflĂ€che selbst wird gegliedert durch kleinere Bauminseln und Sitzgelegenheiten, bietet aber noch genug Raum um einen Wochenmarkt abzuhalten. Auch die StraĂenbahnhaltestelle wird in die PlatzflĂ€che integriert.
Am Schnittpunkt (verlĂ€ngerte) HepkestraĂe/ Marienberger StraĂe wird ein âkleines Zentrumâ etabliert, hier wird der bestehende Konsum-nahversorger ergĂ€nzt durch eine belebte nördliche Fassade, sowie ein GegenĂŒber als kleinere Einzelhandelsstruktur. GroĂes und kleines Zentrum sind durch die verlĂ€ngerte HepkestraĂe direkt miteinander verbunden.
FreirÀume
Wir schlagen vor, im Bearbeitungsgebiet zwei neue öffentliche GrĂŒnflĂ€chen zu schaffen. Sie sollen zu wichtigen Identifikationspunkten im Gebiet werden und mit ihrem unterschiedlichen Charakter vielseitig nutzbar sein.
Der sĂŒdlich entlang des Elbe-Altarms gelegene Park wird als vielseitig nutzbarer Ort fĂŒr Spiel, Sport, und Aufenthalt ausgebildet. Offene WiesenflĂ€chen werden von einem grĂŒnen Band gerahmt, die nördlich anschlieĂenden WohngebĂ€ude haben einen direkten Ausblick in den Park. Das Jugendhaus wird in diesen Park integriert und bildet zusammen mit dem Skaterplatz den östlichen Rahmen zur Marienberger StraĂe. GĂ€rtnerflĂ€chen, offene WerkbĂ€nke, ein Spielplatz, eine Hundewiese und viele Sitzgruppen laden hier zur intensiven Nutzung ein. Der Park ist wichtiges Bindeglied im GrĂŒnsystem der Stadt und Verbindet das Planungsgebiet fĂŒr FuĂgĂ€nger und Radfahrer besser mit der Innenstadt und dem GroĂen Garten. Eine VerlĂ€ngerung der Parkwege in die bestehenden Kleingartenanlagen ist möglich, jedoch nicht zwingend erforderlich.
Der etwas spĂ€ter zu entwickelnde Park auf der ehemaligen GĂ€rtnereiflĂ€che wird weniger intensiv genutzt werden und kann das Thema âGĂ€rtnereiâ aufgreifen. Ein CafĂ© in einem ehemaligen GewĂ€chshaus (in unmittelbarer Nachbarschaft der Kreativwirtschaft in den GebĂ€uden des StraĂenbahnhofs) ist hier die einzige definierte Nutzung. Die restlichen FlĂ€chen werden zum Spazierengehen, Ausruhen und Verweilen frei gehalten. Die Anpflanzung von ausgewĂ€hlten Baumarten in einem Teil dieses Parks soll an die ehemalige Baumschule erinnern, die hier historisch ihren Platz hatte. Der Park kann auch als âerweiterter Schulhofâ oder âGrĂŒnes Klassenzimmerâ durch die umliegenden Schulen und KindergĂ€rten genutzt werden. Er ist Pufferzone fĂŒr die beiden angrenzenden Schulnutzungen und sichert auĂerdem die Verbindung in Ost-West-Richtung.
Verkehr, ĂPNV, StellplĂ€tze
Das Gebiet wird heute charakterisiert durch Wohnformen, welche in einer zeit entwickelt wurden, in der die Unterbringung von PKWs kein rÀumliches Problem war. Entsprechend groà stellen sich die Stellplatzprobleme im Quartier heute dar.
FĂŒr die zukĂŒnftige Entwicklung des Gebietes können wir eine Reduzierung des MIV leider nicht ausschlieĂen, Ziel ist es jedoch, durch eine Attraktivierung des ĂPNV den Anteil des MIV möglichst zu reduzieren.
Hierzu gehört der Ausbau der StraĂenbahnlinie bis zur Bodenbacher StraĂe, die bessere VerknĂŒpfung der Radwege und FuĂwege, sowie die Möglichkeit kurzer Wege im Quartier. FĂŒr die Optimierung der Stellplatzsituation schlagen wir u.a. die Ăberbauung des bestehenden Parkplatzes am Konsum Marienberger StraĂe, sowie die Konzentration von StellplĂ€tzen an weiteren Standorten im Gebiet.“